Leserbrief von Dr. Bernd Kempf zum Artikel „Planungen fürs Eichenzentrum auf Eis“, Main Echo, 25.1.2020

Im Artikel vom 25.1.20 „Planungen fürs Eichenzentrum auf Eis“ wird mir die Idee zugeschrieben, das Hofgut Erlenfurt besser abzutragen und an einer anderen Stelle wieder aufzubauen. Dies ist eine Methode, die bei Freiluftmuseen gang und gäbe ist. Ich möchte mich hier aber nicht mit fremden Federn schmücken! Diese Idee stammt nicht von mir, sondern wurde von Hrn. Prantl schon vor einiger Zeit auf seiner website ausführlich beschrieben: http://eichenzentrum.eu/

Neu von meiner Seite mag lediglich sein, dass man das auch zusätzlich aus dem Grunde macht, dass der Mensch der Natur „ruhig auch mal ein Stück Land zurückgeben kann“. Werden doch alleine in Bayern täglich ca 13ha Land neu versiegelt für Straßen, Gewerbe, Wohnungen … Da wäre eine symbolhafte Rückgabe an die Natur doch mal was ganz Besonderes.

Die Kosten für so eine Maßnahme werden natürlich nicht gering sein, daher sollte man das nur in Betracht ziehen, wenn das Gebäude wirklich kulturhistorisch so wertvoll ist, dass man es erhalten muss. Diese Entscheidung überlasse ich den Fachleuten. Man bedenke aber, dass man noch vor wenigen Jahren seitens des bayrischen Staates kein Problem damit hatte, das sicher kulturhistorisch wertvolle Schloss Luitpoldshöhe einfach zu verkaufen als sich selber um die Sanierung zu kümmern.

Muss das Gebäude aber wirklich erhalten werden, dann ist die Umsiedlung, was die Gesamtkosten angeht, und auf die kommt es an, sehr wahrscheinlich die kostengünstigere Variante. Diese Aussage ist nur auf den ersten Blick überraschend. Auf den Fotos sieht der Vierseitenhof immer recht stattlich aus. Schaut man sich das Gebäude aber von der Nähe an, dann erkennt man auch als Laie wie marode es ist. Insbesondere wenn man einen Blick in das Innere werfen kann. Die notwendige Grundsanierung wird über eine Entkernung weit hinausgehen. Auch wenn man das alles „vor Ort macht“, wird man buchstäblich fast jeden Stein umdrehen müssen. Da kommt es auf die Transportkosten zum Bischborner Hof oder wohin auch sonst schon fast nicht mehr an. Der Vorteil ist dann aber, dass die kompletten Erschließungskosten im Hafenlohrtal für Trinkwasser, Abwasser, Strom und die werden ganz erheblich sein, dann komplett entfallen, da das meiste (alles?) davon am Bischborner Hof bereits vorhanden ist.

Dieser wichtige Aspekt spricht in unseren Augen auch gegen „eine kleine Lösung“ im Hafenlohrtal, da die Erschließungskosten dafür doch mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau bleiben würden. Es gäbe keinen echten Einspareffekt. Den „finanziellen Regionalproporz“, den Hr. Schwab ins Gespräch bringt, halte ich für ein künstliches Problem. Warum sollte jeder „Spessart-Landkreis“ immer die gleiche Menge Geld erhalten. Das war doch vorher auch nicht so, sonst hätte der Landkreis Miltenberg ja auch mit einigen Millionen bedacht werden müssen, was bekanntlich nicht der Fall ist.

Bernd Kempf, Vorsitzender der Freunde des Spessarts

 

Eingereicht am 27.1.2020 ans Main Echo

Reaktion der Medien: Bisher keine Veröffentlichung (Stand 28.1.2020)