Offener Brief zu den Verhältnissen im Löwenstein´schen Forst
Sehr geehrte Damen und Herren
In unserem offenen Brief (per email) vom 9.10.21 an Frau zu Löwenstein (siehe hier) haben wir unsere tiefe Sorge über den Stil ihrer Waldbewirtschaftung zum Ausdruck gebracht und bereits angekündigt, dass wir noch eine umfangreiche Karten- und Luftbilder-Darstellung als Beleg nachliefern wollen.
Diese Internet-Darstellung ist inzwischen fertiggestellt und wurde bei der Jahreshauptversammlung unseres Vereins erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. Die Darstellung soll fortlaufend aktualisiert werden. Der Luftbilder-Vergleich von 2000 und 2020 zeigt, in welch erschreckendem Ausmaß sich die Löwenstein´schen Wälder in diesem Zeitraum verändert haben. Zusätzlich haben wir eine interaktive Kartendarstellung generiert, wo man einsehen kann, wo genau diese Luftbilder lokalisiert sind.
Frau zu Löwenstein ist übrigens auf unser Angebot zu einem konstruktiven Gespräch bisher nicht eingegangen. Sie hat aber in einem Bericht des Main-Echo vom 18.01.2022 indirekt darauf reagiert. In ihren Augen stellen die herrlichen Buchenwälder „überalterten Wald“ dar, der „dringend großzügig geerntet werden muss“. Es ist also stark zu befürchten, dass dieser Stil der Waldbewirtschaftung so weitergehen wird. In weiteren 20 Jahren, wird der naturnahe alte „Löwenstein-Wald“ – und damit ein prägendes Bild unseres Spessart dann fast komplett verschwunden sein. Die daraus resultierenden negativen Auswirkungen auf Waldinnenklima, Wasserhaushalt und Oberbodenstruktur haben wir in unserem 1. Brief schon erwähnt. Wir möchten ergänzen, dass es darüber hinaus noch zu extremen Beeinträchtigungen bis hin zur Zerstörung der Habitate vieler Waldvogel- und Fledermausarten kommen wird. Und dies in einem Vogelschutzgebiet mit europäischem Schutzstatus (!).
Wir sind der Meinung, dass dies nicht so weitergehen darf, schon gar nicht in Zeiten des Klimawandels. Dies gilt generell, Löwenstein ist aber ein besonders drastisches Beispiel der heutigen Waldbewirtschaftung. Wir bieten zu der Thematik daher auch eine allgemein zugängliche online-Veranstaltung an.
Zusätzlich sind wir auch gerne bereit, exklusiv im Verteiler dieses Schreibens, eine online-Diskussion zu führen, wie man denn die Situation in bewirtschafteten Wäldern verbessern könnte. Auch wir haben hier keine fertigen Patentrezepte.
Aber es gibt ja bereits Ansätze für eine schonendere Waldbehandlung wie z.B. den Stadtwald von Lohr oder den Forstbetrieb der BaySF Ebrach (Steigerwald). Wir stehen selbstverständlich für eine nachhaltige Nutzung des Großteils unseres Waldes, auch wenn wir darauf dringen, dass im Spessart und auch im Steigerwald der Anteil an Naturwaldbeständen noch zu erhöhen ist. Aber die Gemeinwohlfunktionen des Waldes müssen auch im Wirtschaftswald deutlich stärker berücksichtigt und auch honoriert werden. Ein Ansatz dafür wäre die Kohlendioxidabgabe von aktuell 25€/Tonne – ein Festmeter Holz bindet ca 1 Tonne CO2. Warum sollte man nicht alte Wälder, die besonders viel CO2 speichern, damit fördern.
Gez. Joachim Eich / Dr. Bernd Kempf / Heidi Wright (als Vertreter des Vorstandes der Bürgerbewegung Freunde des Spessarts)
V.i.S.d.P. Dr. Bernd Kempf www.freunde-des-spessarts.de