Leserbrief (Bernd Kempf) zum ME Bericht über die JHV des Vereins „Wir im Spessart“
„Brauchen kein Biosphärenreservat“ – mal ehrlich, hat irgendjemand wirklich eine andere Aussage vom Verein „Wir im Spessart“ erwartet. 2017 wurde die Schaffung eines Nationalparks im Spessart verhindert. Nun also weiter so? „Alles soll so bleiben wie es ist“. Wie ist es denn heute? Von den mehr als 100.000 ha Waldfläche im bayrischen Spessart stehen nur knapp 2 % unter Schutz. D.h. im Umkehrschluss, auf gut als 98% ist Holzwirtschaft. Damit ist ausgerechnet der Spessart mit seinen (noch) alten Buchen- und Eichenwäldern so ziemlich Klassenletzter in Bayern. Wer den Wald nur als „Holzfabrik“ betrachtet, wie der „Holzrechte-Konservierungsverein“ mag damit zufrieden sein. Aber der Spessartwald und seine Be- und Anwohner haben mehr verdient.
Typisch auch, dass die Probleme unseres Waldes (Waldsterben 2.0) hervorgerufen durch den Klimawandel, bei dieser Versammlung überhaupt nicht erwähnt und diskutiert wurden. Das ist nicht zukunftsfähig. Das sich dramatisch entwickelnde Waldsterben erfordert eine andere, schonendere Forstwirtschaft und ausreichend große Flächen auf denen die Natur alleine, ohne die Gängelung durch den Menschen, auf den Klimawandel reagieren kann. Ein Biosphärenreservat, das auf Kern- Pflege- und Entwicklungsflächen Positivmaßnahmen möglich macht und das sowohl im Wald- wie auch in der Kulturwirtschaft, ist eine einmalige Chance für unsere Region.
Drängendstes Problem unserer Zeit ist die Reduzierung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre, um den Klimawandel zu stoppen. Unser Spessart als „nur halbvoller Kohlenstoffspeicher“ kann hier Teil einer Lösung sein. Das werden wir auf der JHV der „Freunde des Spessarts“ ausführlich diskutieren. Der Spessart liegt im Herzen Deutschlands. Lasst uns gemeinsam den Spessart zu einer Modellregion für Klima- und Artenschutz und eine naturschonendere Forst- und Landwirtschaft für Deutschland machen. Das ist ein lohnenswertes Ziel und viel wichtiger als dass man mit Motorsäge, Traktor und Harvester auf breiten Schotterstraßen in den hintersten Winkel des Spessarts gelangen kann.
Bernd Kempf
Eingereicht: Am 1.11.2021
Erschienen: Im November 2021