Leserbrief von Bernd Kempf – FdS-Vorsitzender – zum Main Echo-Bericht vom 8.11.2023: „CSU-Arbeitsgruppe Umwelt geht auf Distanz zum Biosphärenreservat“

Erst mal gut, dass die CSU im Landkreis Miltenberg eine Arbeitsgruppe (AG) Umwelt hat. Enttäuschend allerdings was dabei herauskommt. In der Truppe scheint man sich nur auf die 3% Anteilsfläche zu fokussieren, die man in einer Biosphärenregion (BSR) der Natur überlassen soll. Und dann ist man gleich kreativ und findet lauter Gründe, warum das ja nicht gehen kann – 3% … so viel … da bleiben ja nur noch 97% für die Wirtschaft übrig.

Warum liebe AG-Mitglieder haben Sie sich nicht auch Gedanken gemacht, was man auf dem „kleinen Rest“ von 97% BSR-Fläche an Positivmaßnahmen machen könnte. Von regionalen Produkten, Ökolandwirtschaft, Verbesserung des Nahverkehrs, Sicherung von Streuobstgebieten und mehr Kohlenstoff-Speicherung im Wirtschaftswald, besseren Hochwasserschutz durch naturnähere Forst- und Landwirtschaft, Agrophotovoltaik und regenerativen Energien allgemein usw usw. Alles Fehlanzeige? Keine konstruktiven Ideen, dass das alles unter dem Dach einer Biosphärenregion einfacher und besser geht? Merken Sie nicht, dass sie sich selber ein Armutszeugnis ausstellen? Wenn Sie schon selber keine konstruktiven Ideen haben, warum warten Sie dann nicht erstmal die Machbarkeitsstudie ab, bevor Sie alles madig machen.

Ernüchternd auch der Beitrag des neu gewählten Landtagsabgeordneten Martin Stock in diesem Zusammenhang. Als Bgm. von Sulzbach hat er sich beim Bürgerbegehren „Rettet die Bienen“ noch stark engagiert und seine Gemeinde Sulzbach hatte die meisten ja-Stimmen bei dem Bürgerentscheid. Nun wo man in einer BSR Spessart jede Menge für die Artenvielfalt erreichen könnte, wo es um konkrete Aktionen geht, tritt auch er auf die Bremse. Herr Stock, Sie beschönigen einen Missstand, was die bereits existierenden Naturwaldflächen im Spessart angeht. Der Freistaat hat hier gerade „kein beeindruckendes Angebot“ gemacht. Eher ein ärmliches. Bayernweit sind nämlich mehr als 10% der Staatswaldflächen als Naturwald ausgewiesen. Im Spessart dagegen nur knapp 5%, noch dazu zersplittert in fast 300 Einzelflächen. Viele davon so klein, dass sie von der Unesco gar nicht anerkannt werden können. Herr Stock, setzten Sie sich dafür ein, dass auch die Bürger der Spessartregion nicht 2. Klasse bleiben, was den Zutritt zu unberührter Natur angeht. Auch im Spessart sollten 10%, dh 4200 ha der vorhandenen 42.000 ha Staatswald als Naturwaldflächen für die Menschen da sein. Allein damit wäre die Forderung der Unesco für eine BSR schon fast erfüllt. Den ausstehenden Rest werden die Kommunen spielend schaffen.

Ganz wichtig für neue, wegweisende Ideen zur Verbesserung der Spessartregion ist natürlich ausreichendes Wissen über eine BSR.

Hier einige Tips:

• Befassen Sie sich mit der Machbarkeitsstudie, die nun am 16.11.23 veröffentlicht wird.
• Es gibt inzwischen eine wirklich gut gemachte Info-Broschüre zur BSR Spessart von den 3 Spessartkreisen und der Stadt Aschaffenburg. Sie ist im Buntspecht Magazin erschienen.
• Eine Kurzfassung über die wichtigsten Aspekte einer BSR auf einer Doppelseite (S. 16-17) gibt es im neuen Mitteilungsblatt „Brennnessel“ der Kreisgruppe des BN Miltenberg

Dr. Bernd Kempf, 1. Vorsitzender BBFdS (Bürgerbewegung Freunde des Spessarts)

Eingereicht an: Main Echo am Sonntag, 12.11.2023