Kritische Würdigung

Kritische Würdigung der Stellungnahme von „Wir im Spessart“ (WiS) gegen eine Biosphärenregion Spessart

Im Gegensatz zu allen anderen Naturschutzverbänden der Region steht der Verein WiS einer BSR Spessart klar ablehnend gegenüber und hat dies nun in einer Stellungnahme auf seiner Webseite veröffentlicht. Die Positionierung dieser Gruppe hat Klarheit geschaffen und ermöglicht damit, dass wir von emotional aufgeladenen Diskussionen zum Sachgespräch kommen können. Wir halten die von WiS aufgelisteten Argumente, die gegen eine BSR sprechen sollen, für wenig stichhaltig oder sogar irreführend. Hier eine kurze Stellungnahme zu den 7 genannten Argumenten  – gerne stehen wir auch für ausführliche Diskussionen zur Verfügung.

 

Die WiS-„Argumente“:

  1. „Natur schützen“: WiS behauptet hierbei, dass „Flächenstilllegungen“ hier die Funktion des Waldes als CO2 Senke zu-nichte-machen würden. Das Gegenteil ist der Fall! Die Menge gespeicherten Kohlenstoffs pro Flächeneinheit Wald ist direkt proportional zur Menge des dort stehenden Holzes. Auf den „stillgelegten“ Flächen entsteht langfristig ein Naturwald, der durchaus einen doppelt so hohen Holzvorrat besitzt wie der heutige Wirtschaftswald. Damit ist dort auch doppelt so viel Kohlenstoff gebunden. Auch das oft ins Feld gebrachte Argument „C-Speicherung“ in langfristig genutzten Holzprodukten greift nicht wirklich. Der Anteil des Holzes der in langfristige Holzprodukte geht ist recht gering. Und selbst die langfristigsten Produkte wie gerade Holzfertighäuser werden wohl selten 100 Jahre überdauern. Die Bäume im Naturwald können dagegen 100 bis 200 Jahre älter werden als im Wirtschaftswald. Es ist selbstverständlich, dass eine BSR in den über 90% bewirtschafteten Waldflächen besonderen Wert auf hochwertige Holznutzung setzt. Zum Verbrennen ist das Holz meist viel zu schade.
  2. „Spessartrechte erhalten“: Die (originalen) Holzrechte sind ein Kulturgut. Gerade BSR sind dafür da, Kulturgüter zu erhalten / zu pflegen. Wohlgemerkt, es geht hier um die Holzmengen, die jeder Spessartbewohner für seinen eigenen Feuerplatz benötigt, nicht um das gewerbliche Brennholzgeschäft. Die Menge an „Eigenbedarf-Brennholz“ im Rahmen der Spessartforstrechte  lässt sich leicht auch in einer BSR bereitstellen, vielleicht moderner  organisiert und besser verteilt als heute.
  3. „Trinkwasser sichern“: Die langfristige Sicherstellung unseres Trinkwassers wird in den kommenden Zeiten des Klimawandels sicher eine Herausforderung sein. Die Sicherstellung kann aber nicht dadurch gelingen, dass man einfach weitere Entnahmestellen anlegt, wenn der Grundwasserspiegel großflächig absinkt. Die Lösung kann (neben sorgsamem Umgang) nur darin liegen, dass wir alles tun, die Voraussetzungen für die Grundwasserneubildung zu optimieren. Versiegelte Flächen sind besonders schlecht, wenn es um Grundwasserbildung geht. Auch intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen schneiden nicht gut ab. Am besten zur Grundwasserbildung eignet sich bei uns der Wald. Und am allerbesten ist er da, wo die oberflächliche Wasserableitung durch Wege und Bodenverdichtung am geringsten ist. Also werden die Wälder in den Kernzonen die besten Grundwasserbildner sein. Parallel muss aber auch in den über 90% der Fläche forstlich genutzten Wäldern die Bewirtschaftung im Hinblick auf die Wasserrückhaltung und die Grundwasserneubildung optimiert werden. Eine BSR gibt dafür besonders gute Chancen
  4. Naturpark weiterentwickeln – Eiche erhalten: Die Eiche ist ohne Zweifel eine auch von den Naturschutzverbänden hochgeschätzte einheimische Baumart. Die geäußerte Befürchtung, der Erhalt der  Eiche im Spessart wäre gefährdet durch insgesamt 5.000 ha Kernzone ist keinster Weise nachvollziehbar. Der Spessart hat insgesamt 108.000 ha Waldfläche und nach den Ergebnissen der Bundeswaldinventur II beträgt die Eichenfläche im Wuchsgebiet Spessart rund 16.000 Hektar. Selbst die völlig abwegige Annahme, dass 5000 ha Kernzone alleine zu Lasten der Eiche gingen, würde den Bestand der Eiche weder kurz-, noch langfristig nennenswert tangieren, zumal außerhalb der Kernzonen auf mehr als 100.000 ha Wald im Rahmen der Begründung klimatoleranter Wälder mehr und mehr an zusätzlichen Eichenflächen entstehen. Eine BSR gibt auch für das Kulturgut Eiche einen möglichen Rahmen dafür und damit die Chance, die im Spessart auch noch reichlich vorhandenen naturfernen Nadelforste zügig in stabile Laubmischwaldbestände unter Beteiligung der Eiche  umzuwandeln. Den Naturpark Spessart aufzuwerten ist eine Möglichkeit. Aber eine Biosphärenregion Spessart hat ein weit höheres Verbesserungs- und Entwicklungspotential. Es gibt aktuell in Deutschland gut 100 Naturparks,  aber nur knapp 20 Biosphärenregionen. Schon deshalb kann ein Naturpark nicht die Strahlkraft entwickeln wie eine Biosphärenregion. Ein Naturpark ist die „Silbermedaille“ – eine Biosphärenregion dagegen die „Goldmedaille“
  5. Erholungsraum bieten: Sehr viele Menschen suchen zur Erholung gerade die unberührte Natur, deshalb sind auch Nationalparks so attraktiv. Die reinen Wirtschaftswälder bieten diese Art der Naturerfahrung nicht. Die Kernzonen liefern genau diese Ergänzung an Naturgenuss. Wegegebote zum Schutz von besonders sensiblen Naturbereichen sind bereits heute eine Selbstverständlichkeit. In letzter Konsequenz machen sie sogar erst diese Art von Naturgenuss möglich, indem sie vor Zerstörung durch zu viele Menschen schützen.
  6. Land- und Forstwirtschaft bewahren: Eine Biosphärenregion bietet mehr Möglichkeiten für nachhaltige Land- und Forstwirtschaft als dies heute der Fall ist. Vergessen wir nicht, dass in einer BSR nur 3% Flächenanteil für die Natur, 97% dagegen für den Menschen vorgesehen ist. Daher ist dieses Argument nicht stichhaltig.
  7. Wirtschaftsraum stärken: Wie schon erläutert, bietet eine BSR ein mehr an „Strahlkraft“ und Attraktivität  als ein Naturpark. Die Biosphärenregion bietet über zusätzliche Fördermöglichkeiten mehr Chancen insbesondere für eine nachhaltige und langfristige Entwicklung, die allen Menschen der Region dient.

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