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Leserbrief zu Äußerungen des Wirtschaftsministers

2.07.2024, Dr. Bernd Kempf: Leserbrief zur Aiwanger Rede am 29.6.24 in Rechtenbach :

Biosphäre Spessart als Schnapsidee und totes Pferd und was das Atommüll-Endlager damit zu tun haben könnte

 

Ich habe mir die Rede von Aiwanger in Rechtenbach angehört. Meine (negativen) Erwartungen wurden voll erfüllt: Die ganze Redezeit über war eigentlich nur die Kernzone mit ihren 3% Flächenanteil das Thema, die möglichen Chancen für nachhaltige Wirtschaft auf den restlichen 97% der Biosphäre? – Fehlanzeige. Ich halte das für ein Armutszeugnis für den Wirtschaftsminister Bayerns. Schwer zu ertragen fand ich, in welchem Stil Hr. Aiwanger alle Menschen, die sich für eine Biosphäre einsetzen, herabwürdigte. Aber dem Saal hat´s gefallen und Aiwanger genoss sichtlich den Beifall. Ich fühlte mich etwas unwohl.

 

Klimawandel und Wald? – da kann man einfach mit dem Abhacken alter Buchenbestände und Douglasienpflanzungen gegenhalten. Artensterben? – spielte keine Rolle, ist wohl unwichtig. Natürlich ist Aiwanger für Naturschutz aber den kann die Forstwirtschaft besser als die Natur selbst, deshalb ist es ein Fehler Wald stillzulegen, speziell im Spessart. Außerdem hat Bayern doch schon gut 10% seines Staatswaldes stillgelegt, das muss reichen. Dabei vergisst er zu erwähnen, dass die 2000 ha Naturwald im Spessart nur knapp 5% entsprechen. (schon schade, mit dem Durchschnitt von 10% wären die Anforderungen der UNESCO schon fast erreicht).

Aber das ist ja sowieso eine Schnapsidee, ausgerechnet im Spessart eine BSR einzurichten. Im Grunde hat er alle Befürworter einer BSR als „Naivlinge“  dargestellt und das ist von mir noch vorsichtig formuliert.

 

Aiwanger ist nicht grundsätzlich gegen Naturschutzgebiete, aber bitteschön woanders, nicht im Spessart. Das war für mich neu! Warum ist der Niederbayer Aiwanger ausgerechnet speziell im Spessart gegen jede Verbesserung des Schutzstatus?? Ein Blick auf die Karte hat in mir eine Gedankenkette gestartet. Weiter weg von Niederbayern als der Spessart, das ist in Bayern nicht möglich. Gibt es evtl. andere, verdeckte Motive, die zu einer so konsequenten Bekämpfung der Biosphären-Idee Spessart führen? Was ist mit der aktuell laufenden Suche nach einem Endlager für radioaktive Abfälle? Noch ist die Standortsuche ja offen, auch in Bayern sind noch mehrere potentielle Standorte mit in der Diskussion, ua der Spessart /1/. Ich denke, es wird wohl keine Region in Deutschland geben, die Hurra schreit und das Endlager bei sich haben möchte. Eine wird aber in den sauren Apfel beißen müssen und das wird hoffentlich die mit den besten geologischen Voraussetzungen. Aber was ist, wenn nach aktuellem Stand der Wissenschaft mehrere Standorte gleich gut geeignet wären. Dann kommen für die endgültige Festlegung die „Softfacts“ zum Tragen: Praktisch ist, wenn sich große zusammenhängende Gebiete bereits in Staatsbesitz befinden, wenn die Region relativ dünn besiedelt ist. Fällt einem da der Zentralspessart ein? Und der ist so schön weit weg von Niederbayern. Ein UNESCO-Prädikat „Biosphäre“ als Schutzstatus wäre da nur störend. Natürlich wäre die lokale Bevölkerung dagegen, da braucht man für die eben eine Kompensation. Das Wichtigste scheint dort die Ausübung der Holzrechte zu sein, also könnte man die Nutzung der Holzrechte wieder in den 2000 ha Naturwald zulassen, auch das war ein Thema bei der Veranstaltung. Und schon hat man eine Lösung und alle sind zufrieden.

 

Stop!! Schluss mit solch unguten Gedanken! Das hat Hubert Aiwanger sicher noch nie gedacht! – aber vielleicht sein Bruder??

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