Leserbrief zum derzeitigen Scheitern der Biosphäre

Leserbrief, abgedruckt im Main-Echo, von Heiko Hölperl:

„Zukunft verspielt? Politisches Trauerspiel beim Thema Biosphärenregion“

Es ist kaum zu fassen: Die Idee einer Biosphärenregion im Spessart – von zahlreichen Gemeinden unterstützt, fundiert vorbereitet und gesellschaftlich breit getragen – droht zu scheitern. Und warum? Weil sich viele Kommunalpolitiker offenbar nicht trauen, sich gegen den politischen Gegenwind aus München zu stellen.

Was wir derzeit erleben, ist ein Paradebeispiel dafür, wie mutlose Entscheidungsträger eine echte Zukunftschance ausbremsen. Statt Lösungen zu entwickeln, versteckt man sich hinter Formalien. Der Freistaat Bayern – als Eigentümer des Staatswaldes – verweigert bislang jede Bereitschaft, Flächen für Kernzonen bereitzustellen, die für eine UNESCO-Anerkennung jedoch unerlässlich sind. Das ist nichts weniger als ein politisches Armutszeugnis.

Es war von Anfang an klar: Ohne politischen Willen wird es keine Biosphärenregion geben. Umso erschreckender, dass ausgerechnet die bayerische Staatsregierung, die sich öffentlich gern mit Begriffen wie Nachhaltigkeit und Heimatliebe schmückt, bei diesem Projekt kneift. Und auch auf Landkreisebene scheint man sich lieber mit einem „nicht machbar“ aus der Verantwortung zu stehlen, anstatt aktiv nach gangbaren Wegen zu suchen.

Auch manche Gemeinden geben dabei kein gutes Bild ab: Grundsätzliche Zustimmung ja – aber keine eigenen Flächen zur Verfügung stellen? Wer bei den Vorteilen einer Biosphärenregion gern mit im Boot sitzt, muss auch bereit sein, einen Beitrag zu leisten. Man kann sich nicht nur die Rosinen rauspicken.

Dabei ist die Biosphärenregion kein romantisches Naturschutzprojekt, sondern eine echte Zukunftschance: für Klimaschutz, regionale Wertschöpfung, sanften Tourismus, Umweltbildung, Forschung und eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums. Der Spessart hätte die Möglichkeit, sich als Modellregion für zukunftsfähiges Leben und Wirtschaften aufzustellen – und wir stehen kurz davor, diese Chance leichtfertig zu verspielen.

Wenn eine deutliche Mehrheit der betroffenen Gemeinden dem Projekt offen gegenübersteht – wie kann die Politik das einfach ignorieren?

Noch ist es nicht zu spät. Aber wer sich jetzt wegduckt, wird sich eines Tages die Frage gefallen lassen müssen: Warum habt ihr diese Chance nicht genutzt?