Ökologisch hochwertiger Wald braucht auch alte Bäume

 

Im Juni haben die Freunde des Spessarts, zusammen mit weiteren Umweltverbänden, den SPD-Abgeordneten Rosenthal und von Brunn das neue Naturwaldverbund-Konzept für den Spessart bei einer Waldbegehung erläutert.

In Zusammenhang mit einer jetzt stattgefundenen Info-Veranstaltung im Hafenlohrtal gab es dazu im Juli 2018 nachfolgende Pressemitteilung seitens des SPD-Betreuungsabgeordneten für Main-Spessart, Georg Rosenthal.

Die Pressemitteilung erschien auch im Main Echo und ist für Abonnenten auf der Webseite der Zeitung anzusehen.

 

 

Ein ökologisch hochwertiger Wald braucht auch alte Bäume

Umweltverbände und die Freunde des Spessarts stellen der SPD-Landtagsfraktion bei einer Waldbegehung einen großflächigen Naturwaldverbund als Alternative vor – Rosenthal: Nach dem Nationalpark-Aus steht die Staatsregierung in der Pflicht, mehr zu liefern als ein ökologisch fragwürdiges Leuchtturmprojekt im Hafenlohrtal

Der Vorschlag, einen Nationalpark im Spessart zu errichten, war kaum mehr als ein misslungener populistischer Winkelzug des damaligen Ministerpräsidenten Seehofer. Was jedoch geblieben ist, ist das Bewusstsein für eine besondere Landschaft mit einer großartigen Natur und Artenvielfalt. Bei einer Führung mit Florian von Brunn, dem umweltpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, und dem SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal haben Vertreter von Umweltverbänden, insbesondere Dr. Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz und Dr. Bernd Kempf von der Bürgerbewegung Freunde des Spessarts, einen Alternativvorschlag vorgestellt: einen Naturwaldverbund, der ein großes, zusammenhängendes Kerngebiet im Zentralspessart, mehrere mittelgroße Spenderflächen und einige kleinere geschützte Trittsteine vorsieht. Langfristiges Ziel ist es, insgesamt 9.000 Hektar Staatswälder sukzessive unter Schutz zu stellen.

Ein Eichenzentrum im Hafenlohrtal ist ökologisch fragwürdig

„Die Staatsregierung steht in der Pflicht, die mit der Nationalparkdiskussion entstandene Chance beim Schopf zu ergreifen, um ernsthaft etwas für den Waldschutz zu tun“, stellt SPD-Landtagsabgeordneter Rosenthal fest, der sich bereits im vergangenen Jahr engagiert für eine Aufwertung des Spessarts eingesetzt hatte. Nach der Entscheidung gegen einen Nationalpark im Spessart hatte die Staatsregierung „weitere substanzielle Maßnahmen zur Förderung des Natur- und Artenschutzes sowie für den Naturtourismus“ angekündigt und zugesagt, von der Bevölkerung mitgetragene Vorschläge aus der Region zu prüfen. Ein Naturwaldverbund, der ausschließlich Flächen öffentlicher Wälder heranziehe, sei hierfür, so Rosenthal, gut geeignet.

Für Rosenthal ist es darum zu kurz gedacht, nun einfach nur Geld wie von örtlichen CSU-Abgeordneten vorgeschlagen in die Region zu pumpen und dabei auch noch ein bisher intaktes Tal wie das Hafenlohrtal zu opfern. Maßnahmen, um einen auf Nachhaltigkeit bedachten und für die Region auch wirtschaftlich interessanten Tourismus zu stärken, seien sehr wünschenswert. „Ein Leuchtturmprojekt wie ein Eichenzentrum im Hafenlohrtal vermittelt jedoch nur den Eindruck, dass sich die CSU-Staatsregierung damit von ihrem schlechten Gewissen freikaufen möchte, es ist ökologisch fragwürdig und auch unnötig, wenn damit keine echten Verbesserungen für den Wald verbunden sind.“

Die ,naturnahe Waldwirtschaft‘ der Staatsforsten verhindert alte Spessart-Wälder

Unter einem „Naturwald“ verstehen die Naturschützer einen forstlich ungenutzten Wald, der es den Bäumen erlaubt, ungehindert ihr volles Alter zu erreichen, um auch seltenen Arten, die auf alte Wälder angewiesen sind, einen Lebensraum zu bieten. Konventionell bewirtschaftete Wälder erreichen jedoch kaum ein Drittel ihrer möglichen Lebensdauer. „Die von den Staatsforsten praktizierte ,naturnahe Waldwirtschaft‘ führt nicht dazu, dass Naturwälder oder sehr alte Wälder entstehen wie sie viele Arten wie Fledermäuse, Holzkäfer oder Altwaldvögel benötigen“, erklärt Dr. Ralf Straußberger, der Waldreferent des Bund Naturschutz in Bayern. Hinzu kommt, dass die Staatsforsten wie sich bei dem Waldbegang zeigte auf Mischwälder setzen und so etwa vermehrt Douglasien oder andere rasch wachsende Nadelbäume anpflanzen, die das Ökosystem eines geschlossenen Buchenwalds mittelfristig zerstören.

So hat der gerne von der Staatsregierung als Vorzeigebetrieb vorgestellte Forstbetrieb Rothenbuch mit 16.600 Hektar zwar einen Anteil von 70 Prozent naturnah bewirtschafteten Wäldern, doch nur sechs Prozent der Wälder sind älter als 180 Jahre und nur zwei Prozent echte Naturwälder wie das Naturschutzgebiet „Metzgergraben“, wo vereinzelt bis zu 600 Jahre alte Eichen zu finden sind. „Die Zahlen sind ernüchternd“, stellt er ferner fest: Gerade einmal 364 Hektar stehen bei 108.000 Hektar im bayerischen Spessart und 171.000 Hektar im gesamten Naturpark unter Schutz. Der Metzgergraben umfasst seit 2006 gerade einmal 14 Hektar. „Solche nutzungsfreien Kleinstflächen sind zu wenig, damit der Wald sein volles Potential entfalten könnte“, so Straußberger.

Nationale Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung auch für Bayern als Leitlinie

Der vorgeschlagene Naturwald-Verbund hat bayernweit das Ziel, zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche einer natürlichen Waldentwicklung zuzuführen. Dies entspricht zudem den Zielen der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung von 2007, die von vielen Bundesländern als Leitlinie übernommen wurde.