Leserbrief zur Biosphäre
Leserbrief zur aktuellen Berichterstattung „Aus für Biosphärenregion (BSR) Spessart?“
Das wäre aber schade, wenn es nun doch nicht zu einer BSR Spessart kommen würde.
Halten wir fest: 73% der Kommunen haben sich für eine BSR ausgesprochen. Damit haben sich 89% der Einwohner „Pro BSR“ entschieden. Warum soll dieses klare Votum auf einmal nicht mehr zählen? Es wurde mit viel Aufwand und Einsatz hunderter, ja tausender Menschen in den letzten 3 Jahren erarbeitet. Danke an all diese Menschen, Bürgermeister und Gremien!
Eine BSR bietet dem Spessart zusätzliche Entwicklungspotentiale und Chancen, die ohne eine solche Struktur nicht denkbar wären. Außerdem, es ist ja keine Gemeinde gezwungen mitzumachen. Sie können also (vorerst) außen vor bleiben. Aber warum soll die Minderheit von 11% der Einwohner nun der Mehrheit die Schaffung einer BSR verwehren? Bei allem berechtigten Minderheitenschutz in Demokratien, das ist nur als skurril zu bezeichnen.
Bei so einem klaren Votum erwarte ich von unseren verantwortlichen Politikern, dass sie über Lösungen nachdenken und nicht scheinheilig sagen: „Wir finden eine BSR zwar gut, aber leider, leider die 10% Naturwaldanteil in Bayern sind schon erreicht. Und mehr geht nicht, denn da gibt es ja einen Landtagsbeschluss.“ Das ist unehrlich. Alle diese Politiker-innen wissen, dass wir im Spessart nur einen Naturwaldanteil von 5% haben. Die 10% im bayrischen Landesdurchschnitt gibt es nur, da man trickreich in der Alpenregion 15.000 ha an Latschenkieferflächen „aus der Nutzung“ genommen hat. Dabei gab es dort nie eine Nutzung, wie auch – es wachsen in der Höhe ja gar keine großen Bäume mehr.
Außerdem die 10% sind ja nicht die 10 Gebote. Also ändern sie das! Mein Appell geht besonders an die beiden Ministerinnen Kaniber und Gerlach, die bei der Info-Veranstaltung zu den geplanten Einrichtungen „Waldakademie“ und „Walderlebnisspielplatz“ ihre Sympathie für die BSR bekundet haben, aber leider, leider. … Was sollen denn diese beiden millionenschweren Projekte ohne den äußeren Rahmen BSR, wo Forschung, Bildung und Erholung durch die Unesco vorgeschrieben sind. Das werden armselige Insel-Projekte, ja Trotzpflaster. Das braucht keiner.
Am meisten geht mein Appell aber an MdL T. Schwab aus dem Kreis MSP. Auch er fände eine BSR gut, aber leider, leider … In meinen Augen ist das die pure Heuchelei. Herr Schwab war schließlich einer der Hauptinitiatoren des „10%-Landtagsbeschlusses“. Und das in voller Kenntnis, dass im Spessart nur 5% des Staatswaldes Naturwald sind.
Es war übrigens das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ zum Artenschutz, dem die Vorgabe zu verdanken ist, 10% des Staatswaldes aus der Nutzung zu nehmen. Was bitte schön soll es für den Artenschutz im Spessart bringen, dass Latschenfelder in den Alpen zu Naturwald erklärt wurden? Da ging die Heuchelei schon los.
Dr. Bernd Kempf