Leserbrief zu Waldschutzgebieten im Spessart von Reinhold Grimm, erschienen am 18.1.2019 im Main Echo

Der nachfolgende Leserbrief erschien am 18.1.2019 im Main Echo und geht auf die aktuell diskutierte Thematik ein, wieviel Prozent des Staatswaldes in der Region aktuell bereits unter Schutz gestellt wurden:

 

Resolution mit falschen Behauptungen

Um weitere Waldschutzgebiete zu verhindern, behauptet der Verein „Wir im Spessart“, dass die Staatsforstbetriebe in der Region bereits 10,4 % des Staatswaldes aus der Nutzung genommen und damit ihr Soll längst erfüllt hätten. Eine nachvollziehbare Herleitung für die genannte Größenordnung bleibt der Verein allerdings schuldig. Deshalb hier eine kleine, jederzeit überprüfbare Nachhilfe:
Die Staatswaldfläche im Spessart beträgt rund 42 000 Hektar. In den Naturwaldreservaten und Naturschutzgebieten dieses Staatswaldes genießen lediglich 396 Hektar Wald, bzw. 0,9 % der gesamten Staatswaldfläche einen rechtsverbindlichen, die Holznutzung ausschließenden Schutz. Rechnet man wohlwollend auch sogenannte Klasse-1- Wälder mit nochmals 1531 Hektar hinzu, weil die Forstbetriebe dort freiwillig, aber jederzeit widerruflich auf Holznutzung verzichten, dann nehmen nicht bewirtschaftete Wälder einen Anteil von rund 4,5 % der Staatswaldfläche im Spessart ein. Die irreführenden Aussagen des Vereins „Wir im Spessart“ sind damit klar widerlegt.
Den Naturschutzverbänden bleibt also noch ausreichend Motivation, um die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie einzufordern. Grundlage dafür ist ein Beschluss der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 zehn Prozent des öffentlichen Waldes dauerhaft und rechtsverbindlich einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Bedenkt man, dass auch die großen Kommunalwälder innerhalb des Spessarts zum öffentlichen Wald gehören und es dort nur in den seltensten Fällen Schutzgebiete gibt, dann ist noch viel zu tun.

Reinhold Grimm, Großostheim