Kritik an der Waldbewirtschaftung im „Löwenstein’schen Park“ im Hafenlohrtal

Die Freunde des Spessarts beobachten seit Jahren mit großer Sorge, wie der einst herrliche, ursprüngliche Buchenwald durch intensive Nutzung (in unseren Augen: Ausbeutung) allmählich verschwindet und in einen gebietsfremden Nadelwald umgewandelt wird. Seit Jahrtausenden vermittelt dieser Wald  das typische Bild unserer Spessartheimat, auf die wir alle so stolz sind.

Viele Menschen ahnen nicht, welcher Wandel sich abseits der Wanderwege mit großem Tempo vollzieht. Ein alter Buchenbestand nach dem anderen verschwindet und mit ihm die so großartige Vielfalt ihrer Bewohner. Bis zu 200 Jahre alte Baumveteranen, Wohnstätte für seltene Spechte, Halsbandschnäpper, Fledermäuse und Holzpilze müssen der Monotonie gepflanzter Douglasien weichen. Alte, vertraute Waldbilder verwandeln sich in hochmechanisierte Produktionsflächen und verlieren auch ihre Bedeutung als Erholungsgebiet für die Menschen.

Wir haben uns entschlossen, auf den Niedergang dieses bisher wunderschönen, überregional bekannten Waldes aufmerksam zu machen. Hierzu haben wir uns auch an die Eigentümer (Haus Löwenstein) gewandt. Den offenen Brief dazu finden Sie hier.

Weitere Details dieser desaströsen Waldbehandlung haben wir auf der Karte oben festgehalten. Hier sind exemplarisch Orte markiert sind, wo solche massiven Fällungen stattgefunden haben. Klicken Sie dann einfach auf die Symbole und sie bekommen meist noch weitere Informationen, z. B. Fotos vor Ort oder Dateien mit weiteren Beschreibungen. 

Oder überzeugen Sie sich nach dem Prinzip „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ anhand der vergleichenden Luftbilder aus den Jahren 2000 und 2020. Dazu einfach auf die nächste Kartendarstellung klicken und interaktiv durch Verschieben des Doppelpfeils zwischen den Ansichten der Jahre 2020 und 2000 wechseln.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte –
Betrachten Sie hier interaktiv die Veränderungen von 2000 bis 2020:

Luftbilder von „heute und gestern“ geben eine sehr gute Möglichkeit Veränderungen in unserem Wald zu erkennen. Das Programm „Google Earth“ bietet diese Möglichkeit kostenlos für jeden Nutzer. Wir haben hier Luftbilder des jeweils gleichen Ortes (gekennzeichnet durch die ID-Nummern auf der Landkarte) der Jahre 2020 und 2000 aus Google Earth gegenübergestellt. (Hier möchten wir unsere Anerkennung aussprechen, dass google earth in seinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich die Nutzung seiner Daten für nicht kommerzielle Zwecke ermöglicht)

Anklicken um interaktive Darstellung mit Schieberegler zu öffnen.

Der sogenannte „Hafenlohrtal Wildpark Löwenstein“  hat eine Ausdehnung von über 3000 Hektar und ist im deutlich größeren, südlich des Tales gelegenen Teil ein NATURA 2000-Vogelschutzgebiet nach europäischem Recht. Hier gilt ein Verschlechterungsverbot für den zu bewirtschaftenden Wald. Das bedeutet, dass eine forstwirtschaftliche Nutzung zwar weiterhin möglich ist, diese aber sich nicht nachteilig auf die Lebensräume und den Bestand an Arten auswirken darf. Wegen augenfälliger Verstöße gegen diese Regelung ist derzeit ein Gerichtsverfahren  gegen den Waldbesitzer anhängig, das offensichtlich seit Jahren verschleppt wird oder möglicherweise stillschweigend eingestellt wurde.

Außerhalb des Vogelschutzgebietes, auf der nördlichen Seite des Hafenlohrtales, schreitet die Zerstörung ehemals geschlossener, ökologisch hochwertiger, alter Laubwälder mit atemberaubendem Tempo voran. Auch wenn dieses Vorgehen dort rechtlich nicht angreifbar sein sollte, muss es zumindest als rücksichtslos gegenüber der Natur wenn nicht sogar als moralisch verwerflich bezeichnet werden. Dies insbesondere in der aktuellen Klimakrise und dem damit verbundenen Waldsterben.

Auch scheint es uns höchst fragwürdig, ob hier nach dem im Waldgesetz verankerten Gebot der Nachhaltigkeit gewirtschaftet wird. Unserer Meinung nach wird im Forst Löwenstein durch großflächige Beinahe-Kahlschläge wesentlich mehr Wald abgeholzt, Holz „geerntet“, als nachwächst. Zudem wird, wie man beobachten kann, ein sehr hoher Anteil an „geernteten“ Buchen in Seecontainer verladen und nach Übersee (China!?) verschifft. Auf der Strecke bleibt dabei zunehmend ein ehemaliges Filetstück unseres Spessartwaldes. Zurück bleiben Kahlflächen und lichte Baumbestände, die man als „Wald“ eigentlich nicht mehr bezeichnen kann. Die für unser Klima und den Wasserhaushalt so wichtigen Waldfunktionen sind hier nicht mehr gegeben. Auch nimmt der Erholungswert dieser derart misshandelten Landschaft, des ausgebeuteten Waldes zunehmend ab.

Besonders eindrucksvoll lässt sich der zerstörerische Umgang mit dem Wald auf Luftaufnahmen aus verschiedenen Zeiträumen erkennen. Exemplarisch haben wir hier den Bereich im Löwenstein’schen Forst herausgegriffen, der auf der Karte mit ID 22 bezeichnet ist. Das obere Bildpaar zeigt die Gesamtansicht. Danach folgen noch zwei jeweils höhere Vergrößerungen. Links ist immer der Zustand des Jahres 2020 abgebildet, rechts der des Jahres 2000.

Man erkennt: vom ursprünglichen alten, großkronigen Buchenwald ist nicht mehr viel übrig geblieben. Und das ist nur eine Momentaufnahme. Die Fällungen gehen ja jedes Jahr weiter. Nach unserem Eindruck sogar in verschärftem Tempo. Leider liegen uns zum Zeitpunkt der Drucklegung (Juli 2021) keine neueren Luftbildaufnahmen vor. In den Infos zu ID 4 ist aber mit eigenen Fotos und Flächenvermessungen vor Ort beschrieben, wie die „Entwaldung“ in der Fällsaison 20/21 weiterging. Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass es in anderen Teilen des Löwenstein-Forstes besser aussieht. Die weiteren Infos erhalten Sie, wenn Sie in der Karte auf das grüne Quadrat (gelbe?) mit der Nr. 4 drücken. Dann können Sie eine pdf-Datei mit weiteren Fotos öffnen.

Die neuen kleinen, etwas dunkler grünen Bäume, die man auf den Kahlflächen bereits erkennen kann sind fast alles Douglasien. D.h. der Buchenwald wird hier langfristig durch einen Douglasien-dominierten Forst ersetzt. Niemand weiß, ob diese fremdländische Baumart, die zwar heute guten Wuchs zeigt, nicht langfristig auch Probleme bekommen wird. Zumal sie fast als Monokultur angepflanzt wird. Auch bei unseren Fichtenmonokulturen konnte man von 20 Jahren noch überhaupt nicht erkenne, dass sie einmal nahezu vollständig durch den Borkenkäfer zum Absterben gebracht werden.

Auf unserer Website finden Sie auch Hinweise, wie Sie sich diese Karten auf ihr Smartphone laden können. Damit haben Sie die einfache Möglichkeit, direkt im Wald diese Stellen aufzusuchen und sich ein Bild direkt vor Ort zu machen. 

Stellen auch Sie sich bitte die Frage, ob dieser Umgang mit dem Wald im Hinblick auf seine ökologischen und gesellschaftlichen Funktionen, aber auch im Hinblick auf die Sozialpflichtigkeit des Eigentums, noch zu vertreten ist. Wir meinen, dass hier längst Grenzen überschritten wurden und nur der öffentliche Druck Änderungen herbeiführen kann.