Leserbrief zum Projekt Eichenzentrum von Sonja Reinhard, erschienen am 4.2.2019 im Main Echo

Der folgende Leserbrief vom Dezember 2018 von FdS-Unterstützerin Sonja Reinhard ist am 4.2.2019 im Main Echo erschienen:

Kaum ein Jahr ist vergangen, seit lokale Politiker ein Großprojekt namens „Eichenzentrum“ initiiert haben, welches innerhalb kürzester Zeit noch vor den Bayerischen Landtagswahlen mit einem Etat von 26,5 Millionen € verabschiedet wurde. Eine Erklärung hinsichtlich des Nutzens und der Sinnhaftigkeit dieses Projekts blieb die Politik schuldig. Als Steuerzahler und damit Financier staatlicher Investitionen stellt sich mir die Frage: Welches Ziel soll mit einem solchen Projekt erreicht werden? Der Titel dieses Artikels bestätigt meine Vermutung! Ziel ist es, ein Vorzeigeobjekt zu schaffen! Das Hofgut Erlenfurt soll nicht nur saniert, son-dern als prestigeträchtiges Dokumentationszentrum Touristen, Wirtschaftsvertreter und auch Pädagogen über den Wald und seine Bewirtschaftung informieren. Daraus schließt der inte-ressierte Leser, dass in diesem Zentrum insbesondere der ökonomische Aspekt der Wald-bewirtschaftung im Vordergrund stehen wird. Mit Blick auf die pädagogischen Bestrebungen bleibt zur Diskussion gestellt, ob hierfür ein Großprojekt notwendig ist oder vielleicht nicht der Aufenthalt im Wald selbst, die erstrebenswerte und zeitgerechte Art ist, Kinder den Spessart und seine Vielfalt erleben zu lassen. In Bezug auf die touristische Attraktivität werden nach dem vorliegenden Entwurf besonders die Sonntagsausflügler angesprochen. Die Bevölke-rung wird angehalten, den Wald bequem per Auto in den entsprechenden Zentren zu erleben ohne tatsächlich eine Fußauf Waldboden setzen zu müssen.

Nach langen Jahren des Wanderns in in den Spessartwäldern, habe ich zunehmend den Eindruck, nicht länger im heimischen Wald erwünscht zu sein. Dies liegt nicht mal an den zunehmend motorisierten Fahrradfahrern, damit lässt sich arrangieren, sondern eher am für Wanderer unerträglichen Zustand der Wege, die entweder als endlose Schotterpisten oder als knietief von Erntemaschinen durchfurchte Gräben daherkommen. Selbst die zertifizierten Spessartwege 1 und 2 sind nur auf wenigen Kilometern auf Naturboden begehbar. Auch hier macht sich unweigerlich der Eindruck breit, verstärkt durch die immer durchsichtigere und plantagenähnliche Baumlandschaft, der Spessartwald dient allein dazu, seinen ökonomi-schen Zweck zu erfüllen. Das vom bayrischen Staat beschlossene „Eichenzentrum“ verstärkt diesen Eindruck. Insgesamt lässt die Initiative der Bayrischen Staatsregierung nur eine Schlussfolgerung zu: die Realisierung dieses prestigeträchtigen Großprojekts in geschützter Landschaft dient der Legitimierung der intensiven Holzbewirtschaftung der bayrischen Staatsforsten unter dem Deckmantel eines Waldzentrums.