Das Flugblatt des Vereins „Wir im Spessart“

Mit seinem Flugblatt „Weißt du, wo die Eichen trotzig ragen?“ beweist der Anti-Nationalpark-Verein überdeutlich, wie wenig ihm Wahrheit und Objektivität bei der Argumentation gegen einen Nationalpark wert sind. Wir haben einen Blick darauf geworfen und kommen nach eigener Einschätzung zu folgendem Ergebnis:

Die Gliederung des Flugblattes haben wir übernommen.
Auf der linken Seite zu lesen sind die Originalzitate aus dem Flugblatt, rechts deren Kommentierung durch den Verein „Freunde des Spessarts“.

 

Was haben wir?

Nationalparkgegner
„Wir im Spessart“

Nationalparkbefürworter
„Freunde des Spessarts“

Jetzt schon das Prädikat „Naturpark Spessart“ Nationalparks sind das Beste vom Besten. Das ist die Champions League im Naturschutz.
Warum sollten wir das bedeutend höherwertige Prädikat  „Nationalpark“ nicht gerne annehmen, wenn es uns die Staatsregierung wie ein Geschenk präsentiert?
Einen gesunden Wald mit steigendem Totholzanteil und ein schlüssiges Naturschutzkonzept zur Steigerung der Artenvielfalt (1300 Hektar alter Wälder sind ganz sich selbst überlassen) Im Forstbetrieb Rothenbuch haben nur 2 % des Waldes einen Schutzstatus nach Naturschutzrecht. Im Gegensatz dazu verlangt die Nationale Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung, dass 10 % des öffentlichen Waldes einer natürlichen Entwicklung überlassen werden. Unbewirtschaftete Flächen außerhalb vorhandener Schutzgebiete beruhen auf einem freiwilligen Nutzungsverzicht nach dem Naturschutzkonzept der BaySF. Dieses Konzept ist löblich, aber nicht rechtsverbindlich und jederzeit widerrufbar.
Weltweit einzigartige Eichenwälder
(Teilweise über 500 Jahre alt)
Unserer Wälder im Hochspessart sind durch große Eichenkunstforste geprägt, die kaum älter als 200 Jahre sind und auch nicht wesentlich älter werden dürfen, weil sie dann genutzt werden. Diese Bäume sind es nicht, die unsere Heimat in aller Welt bekannt machen, sondern die wenigen Uralteichen, die auf Druck der Naturschutzverbände vor der Motorsäge gerettet wurden und heute unter Naturschutz stehen.
Artenreiche, gesunde Tier- und Pflanzenwelt
(Schwarzstorch, Spechte, Wildkatze, Hirschkäfer)
Eine hohe ökologische Qualität besitzt der Spessartwald fast nur noch in nutzungsfreien Waldbeständen. Bei allen übrigen Waldbeständen handelt es sich um Wirtschaftswälder mit durchschnittlicher bis stark verarmter Artenausstattung.
Freier Zugang für Anwohner, Wanderer, Mountainbiker, Naturfreunde und Pferdeliebhaber Nationalparke dienen neben dem Schutz der Natur auch wesentlich dem Naturerleben.
Sowohl für Einheimische als auch für Touristen bleibt das Gebiet deshalb selbstverständlich auch weiterhin zugänglich.
Naherholungsgebiet für die Rhein-Main-Region Stimmt.
Recht, unser Trinkwasser aus dem Spessart zu entnehmen Die lokale Trinkwasserversorgung wird durch einen Nationalpark nicht in Frage gestellt. Die bestätigt nicht nur das Umweltministerium, sondern auch Europarc.
Im Grundbuch gesicherte Holzrechte Das Bayerische Umweltministerium beabsichtigt in keiner Weise, die bestehenden Spessartforstrechte in irgendeiner Form in Frage zu stellen. Eine zwangsweise Ablösung oder gar Enteignung wird es nicht geben. Die Ausübung dieser Rechte soll und wird weiter möglich sein.
Unbelastete Beeren, Pilze und Wildfleisch Stimmt.
Viele Existenzen hängen direkt von den Arbeitsplätzen im Spessart ab. Nach den Erfahrungen aus anderen Nationalparks entstehen nicht weniger, sondern sogar mehr Arbeitsplätze.

 

Was wissen wir?

Nationalparkgegner
„Wir im Spessart“

Nationalparkbefürworter
„Freunde des Spessarts“

Die Regierung hat schon erklärt, dass die Fläche massiv vergrößert wird. Eine solche Erklärung gibt es nicht. Auf seiner Internetseite www.np3.bayern.de widerspricht das Bayerische Umweltministerium diesem Gerücht ganz entschieden. Die Größe eines möglichen Nationalparks im Spessart wird sich an der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestgröße von 10 000 ha orientieren. Der Suchraum hierzu beinhaltet 10 900 ha.
Greenpeace und BUND wollen großflächige Stilllegungen vom Odenwald bis zur Rhön. Von Greenpeace und BN gibt es eine Studie mit Vorschlägen für ein landesweites Naturwald-Verbundsystem. Für den Spessart wurden darin 9000 ha Naturwälder vorgeschlagen, also weniger als die Staatsregierung später für einen Nationalpark empfohlen hat.
Alle anderen Behauptungen entbehren jeder Grundlage.
„Wildtiermanagement“ bedeutet Wildschweine mittels Saufängen und Rotwild mittels Gatter zu töten. Das bedeutet „Wildtiermanagement“ mit Sicherheit nicht, sondern ein jagdliches Eingreifen zur Verhinderung problematischer Wildpopulationen. In vielen Nationalparks erfolgt eine Wildregulierung durch Ansitz- und Bewegungsjagden.
Saufänge sind Tierquälerei Das ist ganz und gar nicht der Fall, da die Tiere unter kontrollierten Bedingungen erlegt werden können und sich in den Fängen ruhig verhalten (Korral mit Sichtschutz). Im Gegensatz dazu führt die übliche Nachtjagd auf Wildschweine zu einem sehr hohen Jagddruck, dem die Tiere nicht mehr ausweichen können. Abschüsse in der Nacht und während Drückjagden bergen ein hohes Risiko von Fehlschüssen und der Verletzung von Tieren.
Wegegebote führen im Umkehrschluss zu einem Betretungsverbot. Pilze können dann nur noch vom Weg aus gesammelt werden. Das Ministerium hat mehrfach betont, dass nach aktuellem Kenntnisstand keine naturschutzfachlichen Gründe für ein Wegegebot vorliegen. Wenn es überhaupt dazu kommen sollte, werden davon nur sehr kleine Bereiche betroffen sein (z.B. das nähere Umfeld um Horstbäume seltener und störungsempfindlicher Brutvögel wie Schwarzstorch oder Wespenbussard).
Die allermeisten Menschen hätten dafür Verständnis.
Die Rechte der Bürger und Gemeinden sollen langfristig abgelöst werden (Wegerechte, Wasserentnahme, Holzrechte). Das ist eine durch nichts begründete, blanke Unterstellung, die allein dazu dient, Verlustängste zu schüren und die Bevölkerung zu verunsichern.

 

Was befürchten wir?

Nationalparkgegner
„Wir im Spessart“

Nationalparkbefürworter
„Freunde des Spessarts“

Den Verlust unserer Heimat, so wie wir sie kennen und lieben. Die Anhänger von „Wir im Spessart“ suggerieren damit absichtlich, dass der ganze Spessart zum Nationalpark werden und sich komplett verändern könnte.
Nichts vom Spessart wird verschwinden. Lediglich ein Zehntel der Gesamtwaldfläche wird natürlicher und unsere Heimat bereichern.
Wenn die Eichen nicht mehr gepflegt werden, werden sie von den Buchen verdrängt. Der weltweit einzigartige Bestand unserer Eichen wird vernichtet. Die Eiche ist im bayerischen Spessart mit rund 17 000 Hektar vertreten, davon rund 7000 Hektar im Staatswald. Innerhalb der wahrscheinlichen Kernzone eines Nationalparks befinden sich maximal 14 % der gesamten Anbaufläche im Spessart. Von einer Ausrottung der Eiche zu sprechen ist daher lächerlich.
Weltweit bekannt sind außerdem nur die sehr alten Eichenbestände, wie sie im Spessartlied besungen werden. Davon hat der bayerische Staat leider nur rund 200 ha im Spessart übrig gelassen, ohne dass sich irgendjemand darüber beschwert hätte.
Durch den Umbau des Waldes mit der Entnahme aller Nadelbäume entsteht eine Buchenmonokultur. Dieser Mythos vom artenarmen Buchenwald wird durch langjährige Naturwaldreservate-Forschung widerlegt, wonach in unseren Buchenwäldern deutlich mehr als 7500 Arten leben (Hessen-Forst 2005). Bei Bilanzen der Artenvielfalt ist zudem zu beachten, dass gar nicht die Artenzahl in einem Gebiet entscheidend ist, sondern vielmehr die Vorkommen seltener und lebensraumtypischer Arten. Diese werden mit der Zunahme von Altbäumen und Totholz steigen.
In einem nicht bewirtschafteten Wald wird viel weniger CO2  gespeichert und das verschärft den Klimawandel. Naturwälder stellen in Biomasse und Boden langfristige Kohlenstoffsenken dar, und zwar je älter und massenreicher sie sind. Da der Großteil des genutzten Laubholzes verbrannt wird, spielt die Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten eine untergeordnete Rolle. Weitaus effektiver als bewirtschaftete Wälder würde eine weltweite Energiewende mit Verzicht auf fossile Energieträger das Klima verbessern. Die vorrangige Aufgabe von Naturwäldern auf wenigstens 5 % der Waldfläche Deutschlands ist nicht die Rettung des Weltklimas, sondern die Erhaltung der heimischen Artenvielfalt.
Die Wandermöglichkeiten werden durch Rückbau und umgefallene Bäume über den Weg weniger. Die beiden bestehenden Nationalparke in Bayern zeigen: Ein so intensives Netz aus gut gepflegten, interessanten Wegen und Steigen wie in einem Nationalpark findet sich  kaum irgendwo anders. Auch speziell ausgewiesene Radwege und Loipen werden angeboten. Rückbau bedeutet in vielen Fällen nichts anderes, als einen überflüssigen Schotterweg zu renaturieren und als attraktiven, naturnahen Wanderweg zu gestalten.
Durch die Einschränkungen in einem Nationalpark werden weniger Tagesausflügler kommen. Eine durch nichts begründete Unheilsprophetie, die allen relevanten Untersuchungen widerspricht.
Tourismus ist nicht Ziel eines Nationalparks und wird langfristig nicht von einem Nationalpark profitieren. Nationalparks dienen neben dem Schutz der Natur auch wesentlich der naturkundlichen Bildung und dem Naturerleben. Bisher hat noch jeder Nationalpark den Tourismus der jeweiligen Region gefördert.
In einem Nationalpark getötetes Wild wird nicht verzehrt, sondern vernichtet. Eine absurde und irreführende Behauptung, die daraus abgeleitet wird, dass Wildschweine in der Region Bayerischer Wald teilweise zu hohe radiokaktive Belastungen aufweisen und deshalb als Lebensmittel verworfen werden müssen. Ansonsten wird das Wild, wie in anderen Nationalparkgebieten auch, ganz normal verwertet.
Nach dem Auslaufen der derzeit noch gültigen Wasserentnahmerechte müssen die Gemeinden sich neue Wasserversorgungsmöglichkeiten suchen (Fernwasser). Bereits im Rahmen der Ausweisung eines Schutzgebiets kann auf Belange der Trinkwasserversorgung Rücksicht genommen werden. So sind in den Nationalparken Bayerischer Wald und Berchtesgaden bestehende Anlagen von der Nationalparkverordnung ausgenommen. Es besteht daher für solche Anlagen ein sog. „Bestandsschutz“. Sollen über den Bestandsschutz hinausgehende Maßnahmen an bestehenden Anlagen erfolgen oder beispielsweise neue Quellen erschlossen werden, können hierfür generell Ausnahmen in der Verordnung oder im Einzelfall Befreiungen zugelassen werden.
Der „Nationalpark Bayerischer Wald“ zeigt, dass Borkenkäfer und Wildschweine auch außerhalb der Schutzflächen zu einem massiven Problem werden. Hinsichtlich der Borkenkäfergefahr sind die Verhältnisse im Bayerischen Wald und Spessart nicht vergleichbar. In den Laubwäldern des Spessarts spielen Fichtenborkenkäfer kaum eine Rolle. Abgesehen davon gibt es im Nationalpark Bayerischer Wald eine Pufferzone zum Privatwald, in der die Borkenkäfer bekämpft werden dürfen.
Im Spessart konnten die Jäger auch ohne Nationalpark noch nicht nachweisen, dass sie das Wildschweinproblem außerhalb des Staatswaldes in den Griff bekommen haben.
Durch die schon angekündigte Erweiterung könnten Gemeinden nicht mehr nur gestreift, sondern komplett einbezogen werden. Die  Erweiterung eines Nationalparks im Spessart ist weder angekündigt noch geplant.
Der Wegfall hochqualifizierter Arbeitsplätze, die vom Wald abhängen, (600 Stück bei 10 000 Hektar) werden durch neue Arbeitsplätze in Nationalparkverwaltung und Gastronomie nicht ausgeglichen. Das Gegenteil ist zu erwarten, allerdings liegen noch keine belastbaren Zahlen auf dem Tisch. Eine laufende Studie der Universität Würzburg wird darüber mehr Klarheit bringen.
Bei Wegfall der Holzrechte steigen die Brennholzkosten in der gesamten Region. Aus dem Gesamtwald des Spessarts kommen jährlich mindestens 200.000 Festmeter Brennholz. Der Forstbetrieb Rothenbuch gibt die Rechtholzmenge für das Jahr 2016 mit  ca. 3300 Festmeter an. Umgerechnet auf die Kernzone eines künftigen Nationalparks wären das rund 1500 Festmeter, also etwa 0,75 % des Brennholzaufkommens im gesamten Spessart. Warum diese leicht kompensierbare Größenordnung Auswirkungen auf die Brennholzkosten einer ganzen Region haben sollte, bleibt ein Rätsel.

 

Wir sind gegen einen Nationalpark

Nationalparkgegner
„Wir im Spessart“

Nationalparkbefürworter
„Freunde des Spessarts“

Weil auf unsere Anfragen bislang keine rechtsverbindlichen Zusagen gegeben wurden.
Details – so hat die Staatsregierung klargemacht – werden erst nach einer Festlegung auf eine bestimmte Region ausgarbeitet. Dabei haben wir kein Mitgestaltungsrecht, die alleinige Entscheidungsgewalt liegt beim Ministerium und später bei der künftigen Nationalparkverwaltung.
Die Bayerische Staatsregierung bietet der Region ein transparentes Verfahren an und möchte die Bevölkerung vor Ort an einem intensiven Dialogprozess beteiligen. Danach soll mit der Region ein maßgeschneidertes Konzept für einen Nationalpark entwickelt werden. Diesem Angebot setzte der Vorsitzende des Vereins „Wir im Spessart“ von Anfang an eine Kampfansage entgegen und verweigerte kompromisslos jede Zusammenarbeit. Zitat: „Ich werde mit aller Kraft gegen einen Nationalpark im Spessart kämpfen“. Eine solche Haltung lässt keinen Spielraum für einen ergebnisoffenen Dialog, wie er nach demokratischem Verständnis möglich sein sollte, sondern vergiftet das gesellschaftliche Klima.

Alle in dem Flyer beschriebenen Verlustszenarien gehen grundsätzlich von den schlimmsten aller denkbaren Folgen aus, die ein Nationalpark haben könnte. Es werden nur Nachteile befürchtet und kein einziger Vorteil gesehen.
Die positiven Auswirkungen für Tourismus, Lebensqualität und Image der Regionen bestehender Nationalparke werden ignoriert. So sieht keine objektive und umfassende Aufklärung der Bevölkerung aus.
Vielmehr wird eine Gesinnung deutlich, die den Eigenwert der Natur missachtet und nur deren Ausbeutung und Kontrolle zum Ziel hat. Sie verwehrt kommenden Generationen aus kurzfristigen, eigennützigen Motiven oder politischen Machtspielen die Möglichkeit, auch nur auf bescheidener Fläche die Schönheit und Vielfalt unberührter Natur zu erleben und von ihr zu lernen.

Viele Irrtümer und bewusste Falschaussagen wurden durch das Bayerische Umweltministerium längst widerlegt.
Die Kommentare der „Freunde des Spessarts“ enthalten daher teilweise auch Formulierungen aus der Internetseite www.np3.bayern.de.