Liebe Vereinsmitglieder der Bürgerbewegung Freunde des Spessarts (BB FdS), Liebe Unterstützer unseres Vereins!

Im Oktober fand unsere Hauptversammlung statt, die wir eigentlich für das Frühjahr geplant hatten und die wir aufgrund der Corona-Pandemie verschieben mussten. Wer hätte damals geahnt, dass die Situation zum Ende des Jahres noch kritischer werden sollte als damals. Sicher, es gab auch damals schon Wissenschaftler, die dieses Szenario zeichneten, aber wie hat die Allgemeinheit das eingeschätzt? = „es wird schon nicht so schlimm werden“. Ich finde die Analogie zu den anderen großen Problemen unserer Zeit, wie „Klimawandel“ und „Artensterben“ schon auffallend. Auch hier warnen die Wissenschaftler schon seit vielen Jahren und man nimmt das nicht so richtig ernst. Und jedes Mal war dann das, was an Tendenzen klar zu Tage tritt eher an den schlimmen als an den harmlosen Szenarien orientiert. Hier gibt es einen beeindruckenden Vortrag von Greenpeace dazu.

Mich freut, dass unsere junge Generation mit „Fridays for future“ und anderen Bewegungen die Sache wohl ernster nimmt. Wir werden diese Aktionen mit offenem Auge begleiten. Doch zurück in unseren Spessart.

Es wird Zeit wieder einmal über unsere Aktivitäten zu berichten. In diesem Newsletter möchte ich auf die folgenden Punkte eingehen:

  • Unsere Jahreshauptversammlung (JHV) und die Vorstandswahlen
  • „Waldsterben 2.0“ und Naturwaldbereiche im Spessart
  • Ideen zu einem „Biosphärenreservat Spessart“

Unsere Jahreshauptversammlung und die Vorstandswahlen

Unter strikter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen fand unsere JHV schließlich am 23.10.2020 im Gasthaus Spechtshaardt in Rothenbuch statt. Bedingt durch die Umstände war die Teilnehmerzahl etwas kleiner als im Jahr zuvor, aber in Anbetracht der Situation doch beachtlich. Auch von der regionalen Presse hatten sowohl Mainpost wie auch Mainecho Vertreter entsandt, die wir herzlich begrüßt haben. Und der Besuch hat sich gelohnt. Wir hatten ein sehr interessantes Programm auf das ich nach der Vorstellung der Vorstandswahlen noch eingehen werde.

Und so sieht unser neuer Vorstand aus:

  • 1. Vorsitzender:   Dr. Bernd Kempf
  • Stv. Vorsitzende:    Heidi Wright
  • Kassenführerin:       Pia Kunkel
  • Schriftführer:          Joachim Eich
  • Beisitzer:             Prof. Dr. Burkhard Büdel / Michael Kunkel / Sebastian Schönauer / Reinhard Stürmer / Thomas Volz

Ich bedanke mich im Namen des ganzen Vorstandes bei den beiden Mitgliedern Peter Englert und Nicolaj Fiederling, die auf eigenen Wunsch vom Vorstand zurückgetreten sind. Sie bleiben unserem Verein weiterhin verbunden. Neu in unseren Vorstand kamen Joachim Eich, Sebastian Schönauer, Reinhard Stürmer und Thomas Volz. Unser Vorstand ist also größer geworden. Ich freue mich sehr, dass wir so viele aktive Mitglieder im Verein haben, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen. Außerdem können wir nun die die 3 Landkreise des Spessarts: AB, MIL, MSP noch besser repräsentieren. hier sehen Sie die Profile aller Vorstandsmitglieder.

 

Auch der Beirat, den der Vorstand zu seiner fachlichen Beratung beruft, ist größer geworden. Hier ging es uns darum, unsere Verzahnung mit anderen Naturschutzverbänden und unsere fachliche Kompetenz weiter zu stärken. Dies ist uns gelungen! Wir haben nicht nur nahezu alle Naturschutzverbände an Bord, die Rang und Namen haben, sondern wir haben auch anerkannte Fachleute für Wald, Forst, Natur und Gesellschaft für die Mitarbeit gewonnen. Ich bin ehrlich gesagt etwas stolz, dass unser doch eher kleiner Verein hier eine solche Schlagkraft zur Verfügung hat. Wir werden diese für die Zukunft nutzen. Uns so sieht der neue Beirat aus:

 

Bernhard Rückert , Forstamt Lohr

Hartwig Brönner (Vertr. Olivia Dieser), LBV

Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent des BN

Klaus Bernhart, ehem. Leiter des AELF, Karlstadt

Joachim Kunkel, Forstoberrat a.D.

Joachim Rüppel, Soziologe/Politologe am Missionsärztlichen Institut in Würzburg

Manuel Schweiger,  ZGF

Sigrun Lange (Vertr.  Prof. Dr. Detlef Drenkhahn),  WWF

Volker Oppermann, Greenpeace

Neben einer Rückschau auf das vergangene Jahr, die von Bernd Kempf und Heidi Wright präsentiert wurde, standen zwei sehr interessante Vorträge auf dem Programm.

Vortrag Prof. Dr. Burkhard Büdel: „Die nacheiszeitliche Waldentwicklung im Spessart“

Zunächst zeichnete unser Vorstandsmitglied Prof. Büdel die Waldgeschichte des Spessarts vom Ende der Eiszeit bis in die Gegenwart nach. Er ging dabei in seinem ca 1-stündigen Vortrag sehr detailliert und anschaulich ein auf die geologischen Gegebenheiten, den häufigen Klimawandel (Kälte-/ Warmperioden), Entwicklung der Bevölkerungsdichte, Nutzung durch den Menschen (Bodenschätze, Glasmacher, Eisenhammer, Landwirtschaft, etc) und deren Auswirkungen auf den Wald und seine Struktur ein. Durch wissenschaftliche Untersuchungen wie z.B. Pollenanalysen im Wiesbüttmoor kann die Waldentwicklung und -zusammensetzung bis ca. 4.800 Jahre vor heute festgestellt werden.

Die Verschiebungen in der Waldzusammensetzung sind bis ca. 1300 n.Chr klimabedingt.

Ab etwa diesem Zeitpunkt sind die Änderungen in der Waldzusammensetzung maßgeblich auf die menschlichen Eingriffe zurückzuführen.

Zum Thema „Konkurrenzkampf Eiche/Buche“ ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Eiche schon immer ihren Platz im Spessart hatte. Und dies völlig ohne Anpflanzung durch den Menschen!

Zum Ende seines Vortages stellte Prof. Büdel sehr interessante Aspekte kürzlich erfolgter wissenschaftlicher Untersuchungen (Altersbestimmung durch Baumringanalysen) an Eichenstümpfen im NSG-Metzger/Krone vor. Die Altersbestimmungen der Fällzeitpunkte zeigen klar, dass diese Eichen erst deutlich nach dem 2. Weltkrieg durch Fällungen aus dem Forst verschwanden. Damit hat sich die These, dass die Buchen für das Verschwinden der alten Eichen dort verantwortlich wären, als Wunschdenken herausgestellt. (Wir erinnern uns: Dieses Schein-Argument wurde immer von den Nationalparkgegnern ins Feld geführt. Selbst dann noch als längst offenkundig war, dass das alles nicht zusammen passen kann – vgl. Leserbrief „Es fehlen die Leichen der Eichen“)

 

Den kompletten Vortrag stellen wir, nach Erscheinen des entsprechenden Artikels im Spessart Magazin im Frühjahr 2021, hier zur Verfügung.

Vortrag Joachim Kunkel: „Der Wald im Klimastress“

Joachim Kunkel ging in seinem Vortrag ausführlich ein auf die Dürre- und Hitzeauswirkungen der letzten Jahre, insbesondere auf Eichen und Buchen.

Während die Eiche für Wärme und Trockenheit besser aufgestellt ist, kommt für sie das Problem der Insektenschäden auf. Die Eiche ist anfälliger gegen Schadinsekten und leidet seit mehreren Jahren besonders unter dem wärmeliebenden Eichenprachtkäfer, einem Sekundärparasit, der in erster Linie geschwächte Eichen befällt. Neuerdings konnten auch Raupen des bisher nur von der Fränkischen Platte bekannten Schwammspinners am Geiersberg nachgewiesen werden.

Die Buche hingegen ist, hauptsächlich in älteren Beständen, bereits geschwächt.

Die Buche hingegen ist, hauptsächlich in älteren Beständen, bereits deutlich geschwächt. Abgestorbene Totäste im oberen Kronendrittel und Sonnenbrand sind im Spessart zunehmend zu beobachten. Anhand einer Reihe Vorher-/Nachher-Fotos zeigte er in drastischen Beispielbildern die negativen Auswirkungen der derzeitig praktizierten Forstwirtschaft durch die BaySF in unseren Wäldern. Die Förster handeln jedoch völlig legal. Ein Umdenken auf höchster Ebene ist dringend notwendig. Als erforderlich nennt er u.a.: ein Einschlagsmoratorium, die Schaffung von mehr Naturwäldern und die Erhöhung der Lebensdauer in Wirtschaftswäldern. „Wir müssen den Bäumen ermöglichen alt zu werden“.

"Waldsterben 2.0" und Naturwaldbereiche im Spessart

Nicht erst seit dem Vortrag von Joachim Kunkel weisen die Freunde des Spessarts auf die bedenklichen Tendenzen hin, die sich auch im Spessart wohl im Zuge des Klimawandels für unseren Wald abzeichnen. Seit einiger Zeit hat sich dafür der Name „Waldsterben 2.0“ etabliert. Das ist schon seit mehr als 2 Jahren eins unserer Hauptthemen. Den Klimawandel können wir nicht so schnell stoppen, aber was man tun kann ist, durch eine angepasste Forstwirtschaft, die Schädigungen zu reduzieren. Dies bedeutet: Bessere Bewahrung des kühlen und feuchten Waldinnenklimas durch Reduzierung und ggf Verzicht auf Einschlag, um das schützende Kronendach unserer Wälder nicht aufzureißen. Wir haben dazu zahlreiche Pressemitteilungen verfasst, in denen wir gefordert haben, endlich nicht mehr wirtschaftliche Aspekte vor die Aspekte des Gemeinwohls unseres Waldes zu setzen. Wer sich noch einmal näher mit diesen Punkten befassen möchte, findet hier einige links: 1 / 2 / 3 / 4 . Hier ist unsere Forstwirtschaft gefordert! Wir begleiten deren Aktivitäten mit wachem und manchmal kritischem Blick, sind aber stets bemüht hier in einem fairen und offenen Dialog zu bleiben.

 

Die beste Forstwirtschaft ist aber manchmal einfach die, die gar nicht stattfindet! Die Natur ist so komplex und daher bis heute nicht berechenbar, dass wir neben den bewirtschafteten Waldflächen auch ausreichend große Waldbereiche brauchen, in denen die „Motorsäge schweigt“ und sich die Natur in Ihrer ganz eigenen Dynamik entwickeln kann, um ihre eigenen Wege zu finden, auf den Klimawandel zu antworten. Bisher hat der Wald das immer geschafft. Schon seit Jahrmillionen gibt es Wald, aber erst seit ca 200 Jahren Forstwirtschaft. Wir haben also guten Grund auch auf die Selbstheilungskräfte des Waldes zu vertrauen und sollten auch im Spessart endlich dazu kommen, ca 10% aller öffentlichen Wälder aus der Nutzung zu nehmen wie das Wissenschaftler seit langem fordern. Hier darf nicht vergessen werden, dass gerade in Unterfranken auch sehr viele kommunale Wälder bestehen, die  auch für Naturwaldbereiche in Frage kommen. Auch hier sind die Freunde des Spessarts schon aktiv.  Natürlich wollen und müssen wir den nachwachsenden Rohstoff Holz nutzen, aber unser Rohstoffverbrauch muss sich so anpassen, dass dazu die 90% verbliebenen öffentliche Wälder plus alle Privatwälder ausreichen. Wer noch einmal einen näheren Blick auf unsere Statements dazu werfen möchte, findet hier eine Auswahl: 1 / 2 / 3

Ideen zu einem "Biosphärenreservat Spessart"

Seit kurzem macht eine recht neue Idee für den Spessart die Runde. Die Landräte aller 3 bayrischen Spessartlandkreise haben verlautbart, dass sie sich gut vorstellen können, ein Biosphärenreservat im Spessart einzurichten, mit dem sowohl die Naturlandschaft wie auch die Kulturlandschaft des Spessarts einen besseren Schutzstatus bekommen könnte. Wir stehen solchen Ansätzen offen und konstruktiv gegenüber und halten dies für einen Schritt in die richtige Richtung. Es freut uns natürlich besonders, dass damit auch Gedanken aufgegriffen werden, die wir bereits im Januar dieses Jahres in einem Brief an Ministerpräsident Söder formuliert haben. Wir haben damals in einem gemeinsamen Schreiben mit vielen weiteren Naturschutzverbänden darauf hingewiesen, dass gerade der Spessart durch seine Lage im Herzen Deutschlands das Potential hat, zum „nahe gelegenen Naturparadies“ für Millionen Bewohner des Umlandes zu werden. Wir haben diesem Langfristziel den Namen „BiodiversitätsModellregion Spessart“ (BMS) gegeben. Dieses Schreiben finden Sie  hier.

 

Die Freunde des Spessarts werden sich mit Vorschlägen in den Prozess einbringen und bauen darauf, dass hier in breitem Konsens etwas für den Spessart und seine Bewohner geschaffen wird, das eine hohe Wertschätzung für Natur und Kultur erzielen kann. Ungeliebte Ideen, wie ein Eichenzentrum im Hafenlohrtal werden sich dann als falsches Projekt mit falscher Zielsetzung am falschen Ort hoffentlich ganz von alleine erledigen.

 

Bleiben Sie uns und dem Spessart verbunden!
Ihr Bernd Kempf

 

Bürgerbewegung Freunde des Spessarts e.V.
Riemenschneiderstr. 38, 63839 Kleinwallstadt
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